aus: "jezza! - Das Magazin für Ammersee, Amper und Lech", Ausgabe 4/2009 vom 1.8.2009

Str8ts-Erfinder und Dreidimensionaldenker Jeff Widderich im Interview

Jeff Widderichjezza! Wie kamen Sie auf Str8ts?

Widderich Ich habe bereits viele Spiele veröffentlicht, besonders in Deutschland. Ich mache das schon sehr lange und glaube, das ist etwas, was ich gut kann. Ich würde mich persönlich als dreidimensional denkenden Menschen bezeichnen.

Um ein Produkt zu erfinden, verwende ich daher auch keine mathematischen Hilfsmittel. Eine räumliche Welt zu sehen und zu erarbeiten, hilft mir, einfache Probleme anders zu sehen und sie zu lösen. Ich liebe Schlichtheit. Das ist die schönste Lebensform und das schönste Produktdesign. Aber es ist auch am schwersten zu erfinden.

jezza! Wie haben Sie Str8ts erfunden? War das ein Prozess oder eher ein Geistesblitz?

Widderich Str8ts war eher eine physikalische Übung als ein kreativer Prozess. Ich setzte mich hin und erfand diese neue Sudoku-Form Ende 2007. Dazu schrieb ich einfach mal all die guten Eigenschaften von Sudoku in einer Liste auf. Und dann stellte ich noch eine Liste zusammen: Es ging darin um die möglichen Varianten eines Konkurrenten. Ich testete Addition, Summenbildung, Richtungen und so weiter.
Ich kam bald darauf, dass das Einzige, was in dieser Rätselwelt fehlte, die Zahlensequenz war. Ich hatte also die Liste und die Idee der Sequenz: Damit waren alle Infos, die ich brauchte, beisammen. Ich versuchte, Sequenzen zu kreieren, merkte aber bald, dass dies viel zu komplex für das menschliche Denken ist. Also entwickelte ich schwarze Felder als Trennfelder, die das Rätsel erst mal vereinfachten. Der Umstand, dass ich nicht alle Zahlen von 1 bis 9 brauchte und die Tatsache, dass das Rätsel nun kleinere Sequenzen hatte, war die Geburtsstunde von Str8ts.

jezza! Das ist die Theorie. Und wie sieht die Praxis aus? Haben Sie ein Computerprogramm, das Str8ts „ausspucken“ kann?

Widderich Über einen Sudoku-Artikel in der New York Times fand ich den Programmier-Freak Andrew Stuart. Ich war mir sicher: Andrew ist Derjenige, der Str8ts in einen Software-Algorithmus „pressen“ kann. Der Times-Artikel zitierte ihn mit dem Satz: „Vermutlich werden die Japaner das nächste Sudoku entwickeln.“ Ich schickte ihm sofort eine Mail mit einem Str8ts-Rätsel und schrieb ihm, dass es nun doch ein Kanadier war, der das nächste Sudoku entwickelt hat. Schon 10 Minuten später kam seine Zustimmung zurück, und ab diesem Zeitpunkt war er mit der Programmierung des Rätsels beschäftigt. Ich glaube, er hat das Potential sofort erkannt.

jezza! Was ist das Besondere an Str8ts im Vergleich zu anderen Rätseln?

Widderich Ich würde Str8ts als komfortabler als Sudoku bezeichnen. Das hat damit zu tun, dass man immer in kleinen Abteilungen arbeitet. Die Lösungstechnik für dieses Rätsel wird jeden erstaunen: Je mehr Rätsel man löst, desto mehr Lösungsmöglichkeiten tun sich auf.

jezza! Wo kennt man denn Str8ts schon?

Widderich Es ist nicht ganz einfach, Str8ts bekannt zu machen, weil alle noch auf der Sudoku-Welle schwimmen. Aber ganz allmählich zieht Str8ts die Aufmerksamkeit auf sich: In den USA, in Kanada, Holland – und über jezza! jetzt auch in Deutschland. Und wir bringen Str8ts bald auf iPhones und Blackberrys heraus. Das wird das Rätsel in eine neue Dimension katapultieren.